Lösungsfinder für die Industrie

Tribometer Pruefkombination dv
Lazar Bošković: «Wir kombinieren Werkstoffprüfungen und Simulation.» (Bild: Reto Martin)
 

Lösungsfinder für die Industrie
- ein Interview mit Lazar Bošković, neuer wissenschaftlicher Leiter des WITg

 

Die Kombination von Werkstoffprüfungen und Simulation eröffnet neue Möglichkeiten für die mittelständische Industrie, erklärt Lazar Bošković, neuer wissenschaftlicher Leiter des Tägerwiler Instituts für Werkstoffsystemtechnik (WITg).

 

Seit 2002 ist das WITg als Forschungs- und Prüflabor tätig. Was bringen Sie mit ein?

Lazar Bošković: Nach einem knappen Jahr kann ich sagen: Das WITg hat ein super Team und eine tolle Tätigkeit. Ich bin sicher, dass ich mich persönlich einbringen kann. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Mitarbeitende auf Themen anzusetzen, die für die Industrie und die Forschung relevant sein können. Gleichzeitig denken wir darüber nach, wo wir in diesem Kontext neue Projekte anstossen können.

 

Wie gestalten Sie Ihre Kontakte zur Industrie?

Da gibt es unterschiedliche Formen. Im vergangenen Jahr hatten wir zum Beispiel Industriepartner zum Technologietag an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) eingeladen und Vorträge ermöglicht. Das war eine Kooperation auch mit Schweizer Unternehmen. Grundsätzliche Aufgaben sind die regelmässige Kontaktpflege und gegenseitige Besuche.

 

Welches Image hat das WITg?

Bei jenen, die das Institut kennen und mit ihm zusammenarbeiten, hat es ein gutes Image. Allerdings gibt es viele, die das WITg noch nicht kennen. Daher kam auch die Überlegung, das Marketing zu verstärken und mit Monika Kuhl eine Forschungsreferentin einzusetzen. Man muss sich vermehrt Gedanken machen über die Selbstdarstellung.

 

Wohin entwickelt sich das WITg?

Die Werkstofftechnik bleibt ein fester Bestandteil unserer Tätigkeit, aber es kommen neue Elemente dazu, zum Beispiel die Themen Simulation und virtuelle Produktentwicklungen oder -verbesserungen, immer in Kombination mit der Werkstofftechnik.

 

Bitte erläutern Sie das.

Wenn ein Mitarbeiter eine Schadenanalyse durchführt und an einem Bauteil einen Ermüdungsbruch feststellt, kann er die entsprechende Analyse als Information mitgeben. Kommt die Simulation hinzu, wird er dem Kunden nicht nur sagen können, wie das Bauteil gebrochen ist, sondern er kann auch Hilfestellung leisten und die Beanspruchung simulieren, die zum Bruch geführt hat. Weiterführend könnten unsere Wissenschaftler konstruktive Optimierungen erarbeiten. Werden virtuelle Berechnungen zusätzlich mit Versuchen gekoppelt, sparen wir uns gewisse Versuchsmengen.

 

Damit wird das WITg zur externen Entwicklungsabteilung.

Genau, damit dienen wir dem kleinen Mittelständler, der diese Möglichkeiten nicht hat. Ich sehe unseren Vorteil darin, dass wir die Kombination von Werkstoffprüfungen und Simulation anbieten können, und dies mit einem Team, das aufgrund der Grösse sehr mobil und flexibel einsetzbar ist. Damit erfüllen wir unsere Aufgabe als Lösungsfinder für die Industrie.

 

Warum engagieren Sie sich als wissenschaftlicher Leiter des WITg?

Es war eine Zeit lang ungewiss, wie es mit diesem Amt weitergeht. Ich habe dieses angenommen, um die angewandte Forschung an der Hochschule, in Kombination mit dem WITg und mit den Menschen, die hier arbeiten, voranzubringen. Ich nehme gerne diese Herausforderung an, weil es mir auch die Chance gibt, neben der Lehre nahe an der angewandten Forschung, an der Dienstleistung und der Industrie tätig zu sein.

 

Das Interview führte Martin Sinzig, Wirtschaftsjournalist, Infobüro Sinzig

 


 

Zur Person:

Lazar Bošković ist seit September 2018 wissenschaftlicher Leiter des WITg. Hauptamtlich ist der 45jährige Bauingenieur als Professor an der HTWG tätig. Dort leitet er den Studiengang Maschinenbau Entwicklung und Produktion und gibt sein Wissen in den Lehrgebieten der werkstoffbasierten Kunststofftechnik, der Finite Elemente-Methode und der Betriebsfestigkeit an die Studierenden der Fakultät Maschinenbau weiter. Als Leiter des Labors für Werkstofftechnik an der HTWG stellt Bošković die grenzüberschreitende Kooperation mit dem WITg sicher. Das WITg selbst wurde 2002 als An-Institut gegründet. Trägerin ist die Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung.