Forschen für die Kantonsgeschichte

 Monat Dezember ku

Das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau (WITg) durfte für das Amt für Archäologie Thurgau und damit für die Thurgauer Kantonsgeschichte mit seinen Untersuchungsmethoden am Rasterelektronenmikroskop unterstützend tätig sein. Eine 22-seitige Publikation über den bronzezeitlichen Fund von Wagenhausen wurde im Jahrbuch Archäologie Schweiz 2023 (Band/Volume 106, 2023) veröffentlicht. Mitautor dieses Jahrbuches ist Torsten Bogatzky, operativer Leiter des WITG.

Der Fund von Wagenhausen gehört zu den wichtigsten Zeugen der Bronzezeit aus dem Kanton Thurgau und besteht aus insgesamt 47 Objekten. Die EDX-Analyse ergab, dass die Fundstücke aus Zinnbronze gefertigt sind und ins 13.–12. Jh. v. Chr. datiert werden können.

Das Depot mit einem Gesamtgewicht von 368,3 g umfasst zwei Nadeln, zwei Armringe, ein Blecharmband, zwei Drahtgehänge, eine Blechhülse, sechs Fingerringe, einen Drahtring, sechs Drahtspiralen, eine Ringkette (14 Ringe und 10 Klammern), ein lanzettförmiger Anhänger und eine Pfeilspitze. Zudem fanden sich bei der Nachgrabung vier grobgemagerte Wandscherben von mindestens zwei prähistorischen Keramikgefässen.

 

WITg: Beispiel der REM-Analyse von Binningernadeln

Die nicht restaurierten Metallobjekte wurden am 16. Februar 2022 im WITg in Tägerwilen untersucht (Abb. 1). Dort wurden an 17 Objekten unter dem Rasterelektronenmikroskop energiedispersive Röntgenspektroskopie-Analysen (EDX) durchgeführt.

Die Sedimentanhaftungen verhinderten zwar eine semiquantitative Messung der Metallzusammensetzung, sämtliche Artefakte konnten aber zeitnah als Zinnbronzen bestätigt werden. Nach der Restaurierung wurden am 17. August 2022 im WITg sämtliche 47 Bestandteile erneut einer EDX-Analyse unterzogen. Dabei wurde die Messzone aller Objekte auf einer Fläche von jeweils 0,3 mm2 vorgängig mit dem Skalpell von der Patina befreit.

Die relativen Werte der Hauptelemente Kupfer (Cu) und Zinn (Sn) sind in Abbildung 12 der Publikation aufgelistet. Der Zinngehalt der Objekte schwankt zwischen 2,6% und 16,7%, wobei der durchschnittliche Wert des Kupferanteils bei 94% liegt.

Die zwei Binningernadeln wurden an verschiedenen Stellen – jeweils im Kopf- und Schaftbereich – gemessen. Die Zinnwerte im Nadelkopf sind bei beiden Exemplaren im Vergleich zum Schaft deutlich erhöht. Allenfalls verwendete man beim Überfangguss über den Schaft eine andere, zinnreichere Metallcharge. Bemerkenswert ist der relativ hohe Zinngehalt von 11.2%, der an der Tüllenpfeilspitze gemessen wurde. Hier wurde vermutlich der Legierung gezielt mehr Zinn beigefügt, um für die Geschossspitze einen höheren Härtegrad zu erreichen.

 

REM WITg

Abb. 1. Wagenhausen TG Etzwilen, Tattebuel. Rohmaterialanalyse im Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau, Tägerwilen. Foto AATG, I. Ebneter.

 

Ihnen viel Spass beim Entdecken des Kulturerbes des Kantons Thurgau... 

 

Hier geht es zur vollständigen Publikation:

Die Bronzezeitliche Deponierung von Wagenhausen/Etzwilen-Tättebüel TG
Jahrbuch Archäologie Schweiz / Annuaire d’Archeologie Suisse / Annuario d’Archeologia Svizzera 106, 2023, 65–80